Neozoen in Vorarlberg – Neubürger im Tierreich
 
Die Tierwelt hat sich im Laufe der Erdgeschichte immer wieder verändert, und es ist Teil der Evolution, dass Tiere neue Lebensräume besiedeln. Allerdings hat der Mensch diese Prozesse so beschleunigt, dass biologische Invasionen heute weit reichende ökologische und wirtschaftliche Folgen haben. Manche neuen Arten wurden absichtlich zur Nutzung eingeführt (zB Bisamratte, Regenbogenforelle), andere sind ungewollt entkommen und verwildert (zB Waschbär, Nutria), wurden unabsichtlich verschleppt (zB Wandermuschel, Körbchenmuschel, Wollhandkrabbe) oder konnten vom Menschen neu geschaffene Ausbreitungswege nutzen (zB Schwebgarnele).
 
Begriffsklärungen
Als Neozoen werden jene Tierarten bezeichnet, die in einem bestimmten Gebiet nicht heimisch sind und erst nach 1492 unter direkter oder indirekter Mithilfe des Menschen in dieses Gebiet gelangt sind und dort wild leben. Mit der Entdeckung Amerikas im Jahre 1492 verstärkten sich die Fernhandelsbeziehungen, was die Anzahl absichtlich oder unabsichtlich transportierter Tiere stark ansteigen ließ. Eine neue Tierart gilt als etabliert, wenn sie über einen Zeitraum von mindestens 25 Jahren oder über drei Generationen hinweg freilebend existiert. Als invasiv werden jene Neozoen bezeichnet, die heimische Tierarten verdrängen oder ihren Lebensraum merklich verändern.
 
Eigenschaften der Neubürger
In Mitteleuropa sind Neozoen vor allem in aquatischen Lebensräumen zu finden. An Land werden oft künstliche, vom Menschen geschaffene Lebensräume wie landwirtschaftliche Monokulturen oder Städte besiedelt. In den letzten Jahren wanderten aufgrund der Klimaerwärmung auch vermehrt wärmeliebende Arten ein. Die größte Gruppe unter den Neozoen sind Insekten, aber auch zahlreiche Fische und kleine wirbellose Wasserbewohner konnten sich als neue Arten etablieren. Allen Neubürgern ist Folgendes gemeinsam: große Anpassungsfähigkeit, hohe Toleranz gegenüber Umwelteinflüssen, hohe Zahl an Nachkommen und leichte Verbreitung der Individuen oder deren Entwicklungsstadien.
 
Auswirkungen neuer Tierarten
Nur relativ wenige eingeschleppte Arten können sich erfolgreich behaupten. Wenn dies aber doch gelingt, verursachen die Neubürger oft vielfältige Schäden. Sie können heimische Arten verdrängen und heimische Ökosysteme verändern, wirtschaftliche Schäden anrichten oder neue Krankheiten und Parasiten einschleppen. Besonders wichtig ist hier das frühe Erkennen und Beobachten der Neozoen, um – falls notwendig – rechtzeitig Gegenmaßnahmen ergreifen zu können. Allerdings ist anzumerken, dass die direkte Lebensraumzerstörung durch den Menschen zu einem weitaus größeren Rückgang der Biodiversität führt und eine größere Gefährdungsursache für viele Arten darstellt als die Neozoen.
 
Situation in Österreich
In Österreich sind über 500 Neozoen bekannt. Nur ca. 10 % dieser Arten stellen aus naturschutzfachlicher Sicht eine Bedrohung für die heimische Artenvielfalt dar, etwa 30 % der Neozoen führen zu negativen wirtschaftlichen Konsequenzen, wobei die tatsächlichen Schäden oft gering sind. 300 Arten gelten in Österreich als etablierte Neozoen.
 
Diese website stellt ausgewählte Neozoen aus unterschiedlichen Tiergruppen in Vorarlberg vor.
 
 
Literatur
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.) (2005): Aliens. Neobiota in Österreich. Grüne Reihe Band 15, Böhlau Verlag.
Essl, Franz; Rabitsch, Wolfgang (2002): Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt Wien
Kowarik, Ingo (2003): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Verlag Eugen Ulmer.
Land Oberösterreich, Oberösterreichisches Landesmuseum (Hrsg.) (1995): Einwanderer Neue Tierarten erobern Österreich. Stapfia 37, zugleich Kataloge des Oberösterreichischen Landesmuseums Neue Folge 84.