Marderhund (Nyctereutes procyonoides)
 
Foto © Katja Beetz / panthermedia.net
 
Porträt
Der Marderhund zählt zu den hundeartigen Raubtieren und lebt bevorzugt in feuchten Laub- und Mischwäldern, an See- und Flussufern sowie in Regionen mit viel Unterwuchs. Die recht scheue und nachtaktive Art zieht sich tagsüber in selbst gegrabene Erdbaue zurück. Die Jungen kommen im Frühjahr zur Welt und bleiben bis zum Spätsommer im Familienverband. Der Marderhund ist ein Allesfresser, das Nahrungsspektrum reicht von Mäusen, Vögeln, Eiern, Schnecken, Insekten, Fischen und kleine Amphibien bis zu Nüssen, Beeren und Obst. Auch Aas wird nicht verschmäht.
 
Herkunft und Verbreitung in Vorarlberg
Ursprünglich stammt der Marderhund aus Ostasien. Er wurde als Pelz- und Jagdtier in Farmen gezüchtet und zwischen 1928 und 1955 in weiten Teilen der ehemaligen Sowjetunion und in der Ukraine eingebürgert. Von dort breitete er sich selbsttätig nach Westen aus und hat mittlerweile auch Österreich und die Schweiz erreicht. 2001 wurde ein Tier im Rheindelta geschossen. Inzwischen scheint sich die Art in Vorarlberg etabliert zu haben; auch in anderen Regionen des Landes wurden Marderhunde erlegt.
 
Auswirkungen auf Mensch und Natur
Da in Europa große Raubtiere wie Wolf (Canis lupus) und Luchs (Lynx lynx) weitgehend fehlen und der Marderhund somit keine Feinde hat, wurde anfangs ein starkes Populationswachstum mit negativen Folgen für Niederwildbestände, bodenbrütende Vögel und Amphibien erwartet. Bisher konnten jedoch keine negativen Auswirkungen auf heimische Arten nachgewiesen werden. Der Marderhund ist eher Sammler als aktiver Jäger und konsumiert vor allem in den Sommermonaten viel pflanzliche Kost. Auch scheint seine Ausbreitung durch den ebenfalls eingewanderten Waschbär (Procyon lotor) – mit dem der Marderhund übrigens aufgrund der Ähnlichkeit im Aussehen gerne verwechselt wird – in gewissem Maße gehemmt zu werden, da beide Arten ähnliche Ressourcen nutzen. Der Marderhund hat auch als möglicher Überträger der Tollwut Bedeutung.
 
 
Literatur
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.) (2005): Aliens. Neobiota in Österreich. Grüne Reihe Band 15, Böhlau Verlag.
Ludwig, Mario; Gebhardt, Harald; Ludwig, Herbert W.; Schmidt-Fischer, Susanne (2000): Neue Tiere und Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen BLV Verlagsgesellschaft.
Sutor, Astrid (2005): Der Marderhund Nyctereutes procyonoides als potenzieller Prädator bodenbrütender Vögel? – Auswahl brandenburgischer Ergebnisse. Vogelwelt 126: 376–378.
Wildbiologie (2006): Der Marderhund (Nyctereutes procyonoides). Kurzporträts von Wildtieren 15/22: 1-4.

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