Weitgerippte Körbchenmuschel (Corbicula fluminea)
 
Foto © UMG
 
Porträt
Die Weitgerippte Körbchenmuschel lebt in langsam fließenden Flüssen und in Seen auf sandig-kiesigen, gut mit Sauerstoff versorgten Substraten. Sie gräbt sich in das Bodensubstrat ein und ernährt sich als aktiver Filtrierer von Plankton und Kleinstlebewesen. Durch kurze Reproduktionsphasen – bis zu drei Generationen pro Jahr – werden rasch sehr hohe Populationsdichten erreicht. Die Weitgerippte Körbchenmuschel kann sich als Zwitter selbst befruchten und betreibt Brutpflege. Ein einzelnes Tier produziert pro Jahr bis zu 5000 Nachkommen. Die Eizellen entwickeln sich im Kiemenraum des Elterntieres zu beschalten Jungtieren, die dann entlassen werden und sofort zur Boden bewohnenden Lebensweise übergehen. Die Jungtiere wachsen sehr schnell heran. Die Art kommt oft gemeinsam mit der ebenfalls eingeschleppten Feingerippten Körbchenmuschel (Corbicula fluminalis) vor, da beide Arten ähnliche Lebensraumansprüche haben.
 
Herkunft und Verbreitung in Vorarlberg
Ursprünglich stammt die Weitgerippte Körbchenmuschel aus Ostasien. Vermutlich gelangten ihre schwimmfähigen Larven mit dem Ballastwasser von Schiffen nach Nordamerika und von dort weiter nach Europa. In den 1980ern breitete sie sich von Südwesteuropa (Spanien, Portugal) ausgehend über die europäischen Flusssysteme nach Norden und Osten aus. Mittlerweile hat sie auch den Bodensee erreicht, wo sie 2003 als einer der jüngsten Neubewohner am Rohrspitz im Rheindelta entdeckt wurde und sich rasch vermehrte.
 
Auswirkungen auf Mensch und Natur
Bei der Weitgerippten Körbchenmuschel handelt es sich um eine potenziell invasive Art. Da sie oft in sehr hohen Besiedlungsdichten vorkommt - über 7000 Individuen pro m² sind möglich - und einen hohen Anteil der Boden bewohnenden tierischen Biomasse ausmacht, ist eine Konkurrenz mit einheimischen Fluss- und Teichmuschelarten wahrscheinlich. Auch die vielen Muschelschalen, die durch ein Massensterben in einem kalten Winter anfallen können, verändern das Bodensubstrat des Gewässers und somit den Lebensraum anderer Tierarten. Nachdem im Bodensee harte Substrate von der Wandermuschel besiedelt werden, scheinen nun auch die weichen Substrate durch ein Neozoon besiedelt zu werden – durch die Körbchenmuschel.
Als natürliche Fressfeinde kommen verschiedene Arten von Wasservögeln, eventuell auch Bisamratte oder Wanderratte in Frage. Es wird sich zeigen, ob die Populationsgröße nach dem anfänglichen starken Anstieg wieder abnimmt, wie es bei Einwanderern oft der Fall ist.
 
 
Literatur
ANEBO – Aquatische Neozoen im Bodensee: www.neozoen-bodensee.de
Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Umwelt und Wasserwirtschaft (Hrsg.) (2005): Aliens. Neobiota in Österreich. Grüne Reihe Band 15, Böhlau Verlag.
Essl, Franz; Rabitsch, Wolfgang (2002): Neobiota in Österreich. Umweltbundesamt Wien.
Ludwig, Mario; Gebhardt, Harald; Ludwig, Herbert W.; Schmidt-Fischer, Susanne (2000): Neue Tiere und Pflanzen in der heimischen Natur. Einwandernde Arten erkennen und bestimmen BLV Verlagsgesellschaft.
Turner, Hans; Kuiper, Johannes G.J.; Thew, Nigel; Bernasconi, Reno; Rüetschi, Jörg; Wüthrich, Max; Gosteli, Margret (1998): Atlas der Mollusken der Schweiz und Liechtensteins. Fauna Helvetica 2
Werner, Stefan; Rothhaupt, Karl-Otto (2007): Effects of the invasive bivalve Corbicula fluminea on settling juveniles and other benthic taxa. Journal of the North American Benthological Society 26:673-680.

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